Donnerstag, 12. Januar 2017

Schwarz und Weiß




Seit ich mich erinnern kann, stehen auf dem Fenstersims meiner Großeltern zwei kleine Hundefiguren. Aufrecht stehende Schnauzer in Fingerhutgröße; einer weiß, einer schwarz, ansonsten absolut identische Miniaturplastiken mit großen Magneten am Hinterteil. Sie sind weder besonders dekorativ oder schön, noch materiell wertvoll, besaßen jedoch für alle Kinder von jeher eine gewisse Faszination. Denn auf der einen Seite hatten sie sich lieb, was heißt sie zogen sich magisch an und wollten aneinander kleben, und auf der anderen Seite hassten sie sich, ganz logisch, denn da wollten und wollten sie nicht beieinander bleiben. Da half kein Drücken und Pressen, sie kamen nicht zusammen. Stundenlang wurde versucht den einen mit dem anderen zusammenzubringen, erfolglos. Eine Annäherung funktionierte eben nur auf eine Weise. Mit dem Arsch wollten sie sich nicht anschauen.


Kaum einer spielt heute noch mit den Magnetarschhunden. Wir spielen andere Spiele. Spiele, die mit Eintritt ins Erwachsenenalter das Spielerische verlieren, ebenso wie die Neugierde, warum etwas nicht funktioniert und die Geduld und Beharrlichkeit es wieder und wieder zu versuchen. Es bleibt vom Spiel nicht selten allein die zwanghafte Not zwei Dinge zueinander bringen zu wollen, die naturgemäß niemals zusammenkommen können. Nicht auf diese Weise. Aber es gibt eine Seite, die funktioniert… da muss man sich vielleicht manchmal drehen und wenden und auf die Hinterbeine stellen, bis die Gemeinsamkeit gefunden wird, die verbindet. Es gibt sie. Mit unseren Bedürfnissen und Ansichten kommen wir - so - oft ganz schön auf den Hund.

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