„Ggguurbl mooorgdsakjbl“ schreibt Opa. Fragezeichen in meinem Kopf. „chhhhhhh….“ rauscht es anschließend in einer Sprachnachricht von gleichem Absender. Und wieder: „sddddhfs“… „hallloii iiihrrrrugvvd“… Nächster Versuch: „sssshdsjf“. Hmmm… Ich glaube die letzte Nachricht könnte man folgendermaßen übersetzen: „Was für ein moderner Scheißdreck dieses WhatsApp…“ oder vielleicht: „Ich bin jetzt 85 Jahre alt, habe einen Weltkrieg und viele schwere Zeiten überstanden, eine Familie gegründet und behütet, ein Geschäft geführt, ein Haus gebaut, 6 Mädels groß gezogen, und jetzt – mit 85 – soll ich mit von Parkinson geschwächten, zitternden Händen auch noch diesen modernen Schnickschnack mitmachen?!“ „iiiisdb“ schreibt er dann noch… Das heißt vielleicht: „Ich möchte so gerne, aber es geht nicht wie ich will.“ Und wir alle verdrücken uns ein Tränchen und freuen uns, dass er es versucht, dass er da ist und dabei. Er freut sich, diesen ganzen Kram von uns zu lesen, Bilder aus unserem Alltag zu sehen. Und wir schicken Daumen hoch und Herzchen und greifen zum Telefon, denn dann erzählt er, was er uns mit „Ggguurbl mooorgdsakjbl“ wirklich sagen wollte.
Samstag, 14. Januar 2017
Donnerstag, 12. Januar 2017
Schwarz und Weiß
Seit ich mich erinnern kann, stehen auf dem Fenstersims meiner Großeltern zwei kleine Hundefiguren. Aufrecht stehende Schnauzer in Fingerhutgröße; einer weiß, einer schwarz, ansonsten absolut identische Miniaturplastiken mit großen Magneten am Hinterteil. Sie sind weder besonders dekorativ oder schön, noch materiell wertvoll, besaßen jedoch für alle Kinder von jeher eine gewisse Faszination. Denn auf der einen Seite hatten sie sich lieb, was heißt sie zogen sich magisch an und wollten aneinander kleben, und auf der anderen Seite hassten sie sich, ganz logisch, denn da wollten und wollten sie nicht beieinander bleiben. Da half kein Drücken und Pressen, sie kamen nicht zusammen. Stundenlang wurde versucht den einen mit dem anderen zusammenzubringen, erfolglos. Eine Annäherung funktionierte eben nur auf eine Weise. Mit dem Arsch wollten sie sich nicht anschauen.
Kaum einer spielt heute noch mit den Magnetarschhunden. Wir spielen andere Spiele. Spiele, die mit Eintritt ins Erwachsenenalter das Spielerische verlieren, ebenso wie die Neugierde, warum etwas nicht funktioniert und die Geduld und Beharrlichkeit es wieder und wieder zu versuchen. Es bleibt vom Spiel nicht selten allein die zwanghafte Not zwei Dinge zueinander bringen zu wollen, die naturgemäß niemals zusammenkommen können. Nicht auf diese Weise. Aber es gibt eine Seite, die funktioniert… da muss man sich vielleicht manchmal drehen und wenden und auf die Hinterbeine stellen, bis die Gemeinsamkeit gefunden wird, die verbindet. Es gibt sie. Mit unseren Bedürfnissen und Ansichten kommen wir - so - oft ganz schön auf den Hund.
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