Sonntag, 17. Januar 2016

......................................Der Zug


Ich stehe am Gleis.
Bleich und weiß
flackert eine einsame Laterne.
Ich sehe in weiter Ferne
viele Lichter, die mich blenden;
Züge, die nicht halten, nicht wenden.
Sie eilen durch Tag und Nacht
beladen mit hungriger Fracht,
die gierig in die Wagen drängt,
sich auf beengte Plätze zwängt.

In überfüllten Kabinen
fahren auf monotonen Schienen
traurig lachende Gestalten,
die sich an Taschen festhalten,
in denen sie Träume verstauen
die sie niemandem anvertrauen;
in Aktentaschen pressen
um zu vergessen,
dass im Zug kein Platz ist
für den Idealist.

Während der Zug an Fahrt gewinnt
rieche ich im rauchschwarzen Wind
den Geruch von Menschlichkeit,
von Hoffnung und Freiheit,
die im Kohlewagen verbrennt
damit der Zug noch schneller rennt.

Immer wieder stürzt aus der Masse
ein hilfloser Insasse
mit verzerrter Grimasse
auf die einsame Landstraße,
wo er einfach liegen bleibt,
während Eile den Zug weiter treibt. 

Kaum einer blickt zurück;
ist es doch eines anderen Unglück,
das dort im Straßengraben
das Leben überwindet,
Tod und Vergessen findet,
während sich Geier und Raben
an den toten Resten laben. 

Ich stehe voller Schrecken
neben denen, die sich die Hälse recken
nach den entstellten Leichen
denen sie keine Hand reichen,
weil sie wie Motten ums Licht kreisen,
sich mühen zu beweisen,
dass sie noch am Leben sind,
während die Zeit zu schnell verrinnt.

Der Zug hält für mich nicht an,
weil ich nicht wie sie sein kann;
kann keinen Fahrschein bezahlen,
nicht mit Vermögen prahlen,
will nicht jeden Preis zahlen,
um einen Platz raufen
mit denen, die ihre Seele verkaufen
um Teil einer Welt zu sein,
die lebt von Rausch und Schein.

Meine Leben steht nicht auf dem Fahrplan.
Für mich hält der Zug nicht an.
Während die Welt sich schneller dreht
ist es meine Hoffnung die geht.

Ich kann keinen Platz finden
und die Perspektiven schwinden
meine Träume zu leben
und ihnen Nahrung zu geben. 

Ich stehe im Niemandsland,
halte Visionen an der Hand,
bis sie unbekannt
am Straßenrand
sterben,
Staub und Sand
blutrot färben.

Sonntag, 10. Januar 2016

a monster named roszy (rosa zea)

Ich litt, ich schwieg, ich kaschierte… und versuchte zu verstecken, was offensichtlich war. Weil ich dachte, dies sei etwas, wofür ich mich schämen müsste. Gleich einer Strafe, eines Fluchs, als wären all meine „Sünden“ ins Gesicht gebrannt. Plötzlich stand ich wieder wie ein ehrfürchtiges Kind unterm Kreuz, fragte mich welche Schuld mich dazu verdammte das Feuer im Gesicht zu tragen, und Male auf meiner Haut. Ich blickte in den Spiegel und sah ein Monster; ein Monster das bittere Tränen weinte, ob der Hilflosigkeit, der Verzweiflung und der unbeantworteten Fragen. Ich sah ein Monster, und doch wusste ich, dass ich keines war; ich spürte mein Leiden und wusste, es war gering verglichen mit den körperlichen und seelischen Leiden so Vieler, denen weitaus Schlimmeres wiederfahren war. Wie stand es mir zu, zu lamentieren?! War es doch nur oberflächlich, scheinbar banal. Und ich fühlte mich allein; einsam. Ich litt, schwieg, kaschierte und schämte mich. In schlechten Tagen liebte ich Quasimodo, in guten Tagen wollte ich sein wie Dorian Gray, und meine hässliche Fratze in einem verborgenen Zimmer vor den Augen der Welt verbergen. Ich war kein reines Wesen, doch welche Schuld hatte ich begangen, dass ich diese Male tragen musste? Welche Abbitte sollte ich leisten?
Dann endlich eine Diagnose. Endlich die Möglichkeit das „Monster“ beim Namen zu nennen und nicht erfolglos, hilflos nach Linderung der oberflächlichen, scheinbar banalen Qualen zu rufen.
Roszy, Rosa Zea heißt mein Monster. Hört auf einen lieblichen Namen und infiziert doch Haut und Seele gleichermaßen. Woher sie kommt und wohin sie geht, ist nicht klar erkennbar; scheinbar erwählt sie ihre „Opfer“ aus unterschiedlichsten Gründen. Aber sicher kann ich feststellen… es ist eine Krankheit, keine Strafe für Sünden, kein Monster… und ich kann etwas gegen die Male und Röte auf der Haut tun, außer allein zu beten ;-)